Wunderwerkzeug oder notwendiges Übel? Ob SAP-Kunden den SAP Solution Manager wertschöpfend einsetzen, ist Einstellungssache – nicht nur technisch.
Glaubt man der SAP, kann der SAP Solution Manager alles, was die IT-Organisation im SAP-Umfeld benötigt, sei es nun Projekt- und Prozessmanagement, Testmanagement, ITSM oder Monitoring der SAP-Landschaft. Seit weit mehr als einem Jahrzehnt ist der SAP Solution Manager (SolMan) ein fester Bestandteil der SAP-Supportstrategie. Und, was viele SAP-Kunden nachhaltig irritiert hat, ein verpflichtender Bestandteil.
Und so geschah es, dass sich die Lager spalteten und wir als SAP Solution Manager-Berater seit vielen Jahren unterschiedlichste Szenarien antreffen: Unternehmen, die den SAP Solution Manager vollumfänglich und sogar mit Begeisterung einsetzen und dabei mit sämtlichen DSAG-Arbeitskreisen zum Thema vernetzt sind. Andere, die einzelne Szenarien herauspicken und nutzbringend einsetzen. Und jene, bei denen der „SolMan“ ein trauriges Dasein in der SAP-Basis fristet – als notwendiges Übel zum Einsatz der „Zwangsfunktionalität“.
Letzteres ist legitim, wenn dies eine bewusste Entscheidung Ihrer SAP-Organisation ist. Häufig stellen wir jedoch fest, dass Grund für die Nicht-Nutzung im besten Fall Wissenslücken und im schlechtesten Fall nicht immer rationale Vorbehalte sind.
Die Argumente der Skeptiker haben sich dabei in den letzten Jahren kaum geändert: Von „Bis da was läuft, habe ich 100 Tage in Beratung investiert!“ bis hin zu „Haben wir uns früher mal angeguckt, hat nicht funktioniert!“ gibt es wohl kaum eine Floskel, die unsere Berater nicht bereits gehört haben.
Doch was machen die zufriedenen SolMan-Kunden anders? Nachfolgend unsere Denkanstöße für SAP Solution Manager-Skeptiker:
Alle Werkzeuge, die Sie brauchen
Egal ob Sie ein S/4 HANA-Projekt vorbereiten, Schnittstellen zu Ihren Cloud-Systemen monitoren möchten oder einfach nur ein für Wirtschaftsprüfer nachvollziehbares Change Management einrichten müssen – die Werkzeuge dafür haben Sie bereits in Ihrem SAP Solution Manager. Negativ formuliert: Mit Ihrem SAP-Supportvertrag zahlen Sie bereits für die Werkzeuge. Positiv formuliert: Der Restaufwand, diese auch gewinnbringend zu nutzen, ist gering. Meist weitaus geringer als Auswahl, Beschaffung und Einführung entsprechender Tools anderer Hersteller.
Alles aus einer Hand
Schnittstellen zwischen Werkzeugen kosten Zeit, Geld und Nerven, ganz gleich ob diese organisatorisch oder technisch realisiert sind. Auch wenn Sie viele Funktionen des SAP Solution Manager isoliert und unabhängig voneinander einsetzen können, einer der großen Mehrwerte des SAP Solution Manager ist die Integration der einzelnen Szenarien. Dabei entscheiden Sie, wie tief diese Integration reichen soll. Selbstverständliche Verbindungen wie z.B. Test- und Defectmanagement sind genauso denkbar wie die lückenlose Dokumentation einer neuen Geschäftsanforderung bis hin zum erfolgreich getesteten Produktivtransport.
SAP hat auch etwas gelernt
Dank praxisnaher Erweiterungen durch das Customer-Connection-Programm und die mittlerweile ohne Aufpreis nutzbaren Erweiterungen Focused Build und Focused Insights hat sich der SolMan in den letzten Jahren stark verbessert. Auch die Konfiguration einst komplizierter Themen, wie z.B. Custom Code Management, wurde vereinfacht. Stammen Ihre Eindrücke z.B. noch von den holprigen Anfängen des 7.2er-Release, so ist jetzt die beste Gelegenheit, dem SolMan eine neue Chance zu geben.
Henne-Ei-Problem: Grundkonfiguration.
In der Praxis treffen wir oft Solution Manager-Systeme an, die unzureichend konfiguriert sind: Veraltete Service Packs, fehlende Zentralhinweise, lückenhafte Grundkonfiguration und nur halbherzig angebundene SAP-Systeme sorgen für diffuse Fehlersituationen und machen es schwer, mit neuen Themen zu starten. Entsprechend wird der SolMan dann gerne als fehleranfälliger Kostenfaktor betrachtet. Bei einem sauber konfigurierten System hingegen können neue Szenarien mit geringem Aufwand eingerichtet werden.
Andere Tools sind auch nicht besser
Der SAP Solution Manager bedient einige Themen, die bei Anwendern nicht wirklich populär sind. Egal welches Produkt von welchem Hersteller: Wann wurden Fachbereiche jemals von Dokumentationsvorgaben, „dem Ticketsystem“ oder dem Testmanagement zu Begeisterungsstürmen hingerissen? Hier lohnen ein neutraler Blick und eine strukturierte Werkzeugauswahl.
Mehrwerte mitnehmen
Wie geht es meinen Produktivsystemen? Welche Transaktionen werden dort wie häufig genutzt? Wie entwickelt sich das Datenvolumen? Was muss nach einem ERP-Upgrade getestet werden? Welche meiner Eigenentwicklungen sind nicht S/4-gerecht? Entsprechende Auswertungen stellt ein gut konfigurierter SAP Solution Manager bereit, auch wenn Sie diesen darüber hinaus nicht für Dokumentation oder ähnliches nutzen möchten.
Nicht von Marketingfolien abschrecken lassen
Die einschlägig bekannten Präsentationen über die Funktionalitäten des SAP Solution Manager sind oft „globalgalaktisch“ und voller komplexer Methodik. Dabei lassen sich viele Szenarien pragmatisch einrichten und nutzen. So müssen Sie z.B. keinesfalls Architekt Ihrer „Custom Code City“ werden, um eine Liste Ihrer nicht mehr verwendeten Eigenentwicklungen zu bekommen.