Für Energie- und Wasserversorger sind konstante Anlagenverfügbarkeit und Versorgungssicherheit das A und O. Wir verraten, warum das 450 MHz-Funknetz eine ausfallsichere, autarke und dezentrale Kommunikationsinfrastruktur bietet.
Kommt es zu einem Blackout, sind zivilisatorische Selbstverständlichkeiten wie die Wasserversorgung, Kommunikation und vieles mehr bedroht. Die Gefahr war selten größer und vor allem Energieversorger sind gefordert, ihre Steuerungs- und Kommunikationstechnik vor Ausfällen bei Katastrophen, Sabotage, Terrorismus und Cyberangriffen zu schützen.
- Im Oktober 2022 hat es Enercity aus Hannover mit einem Cyberangriff getroffen, durch den weite Teile der Systeme stillstanden.
- Dazu zeigt eine aktuelle Studie von Trend Micro, dass rund 90 % der deutschen Unternehmen in den Bereichen Strom-, Öl- und Gasversorgung in den letzten zwölf Monaten von Cyberangriffen betroffen waren.
- Dabei gaben 75 % an, dass ihre Umgebungen im Laufe eines Jahres mindestens sechsmal angegriffen wurden.
- Und 41 % der deutschen Unternehmen gaben zu, dass sie bereits den initialen Angriff nicht abwehren konnten.
Warum braucht es ein autarkes Kommunikationsnetz?
Dazu schreitet mit der Energiewende auch die Dezentralisierung und Digitalisierung der Energieversorgung voran, was große Herausforderungen mit sich bringt: Damit Energie- und Wasserversorger die Versorgungssicherheit gewährleisten können, sind flächendeckende, hochverfügbare und kosteneffiziente Kommunikationssysteme erforderlich. Dabei wird es nur über eine funkbasierte Lösung möglich sein, ausfallsichere Steuerungen und den notwendigen Datenaustausch mit Millionen von Energieerzeugungsanlagen und technischen Anlagen zu realisieren.
Und genau hier kommt das 450 MHz-Funknetz ins Spiel, das den Weg für eine erfolgreiche Digitalisierung der Energiewende ebnet: Indem es die Basis für einen ausfallsicheren Sprach- und Datenaustausch bildet, trägt es zum Schutz kritischer Infrastrukturen und damit zur Versorgungssicherheit bei.
Wer betreibt das 450 MHz-Funknetz?
Seit der Zuteilung durch die Bundesnetzagentur im Jahr 2021 wird das 450MHz-Funknetz von der 450connect GmbH und im Auftrag des BEDW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) geplant, betrieben und ausgebaut.
Damit schafft das Kölner Unternehmen eine entscheidende Voraussetzung zur Resilienz unserer Volkswirtschaft. Und zwar mit einem starken Rückgrat: Hinter 450connect stehen mehr als 70 Energieversorgungsunternehmen wie die Alliander, E.ON, ein Konsortium regionaler Energieversorger sowie die Versorger-Allianz 450, zu der zahlreiche Stadtwerke, Energie- und Wasserversorger unter Beteiligung der EnBW-Tochter Netze BW gehören.
Welche Vorteile bietet das Funknetz?
- Flächendeckende Funkversorgung: Dank seiner physikalischen Eigenschaften ermöglicht das 450MHz-Funknetz eine flächendeckende Funkversorgung mit vergleichsweise wenigen Antennenstandorten, was die Ausbaukosten in Grenzen hält.
- Gute Gebäudedurchdringung: Selbst in Gebäudekellern gewährleistet die gute Durchdringung eine zuverlässige Anlagenerreichbarkeit, was für die Anbindung von Millionen dezentraler Anlagen und Geräte wie Strommesser entscheidend ist.
- LTE-Fähigkeit: Die 450 MHz-Frequenz ist LTE-fähig und erste darauf basierende Endgeräte werden bereits getestet. So profitieren die Nutzenden dank der standardisierten Mobilfunktechnik von einer hohen und zuverlässigen Leistungsfähigkeit.
- Hohe Systemverfügbarkeit: Durch eine ausfallsichere Notstromversorgung ist das 450 MHz-Netz über 72 Stunden schwarzfallfest. Dazu kommt die dezentrale Systemarchitektur, die einen hohen Schutz vor Cyberangriffen und Sabotage bietet.
- Duale Kapazitätsnutzung: Im Regelbetrieb stellt das Netz die Überwachung und Steuerung Millionen dezentraler KRITIS-Anlagen zur Umsetzung der Energie- und Verkehrswende sicher. Zugleich ermöglicht es eine sichere Sprachkommunikation und Steuerung dieser Anlagen, die im Krisenfall unverzichtbar sind.
Welche Anwendungsfälle bietet das 450 MHz-Funknetz?
Das autarke 450 MHz-Funknetz garantiert Betreibern kritischer Infrastrukturen eine erhöhte Sicherheit. Dabei bietet es vor allem für Smart Grid, Smart Meter oder Smart Home Anwendungen wie auch die interne Daten- und Sprachkommunikation eine bandbreitenstarke Basis.
Denn mit der 450 MHz-Technik lassen sich zahlreiche intelligente Messsysteme einbinden und technische Systeme steuern. Und damit ist das Kommunikationsnetz für die Anbindung von Millionen dezentraler, erneuerbarer Energieanlagen wie etwa Photovoltaik- und Windkraftanlagen entscheidend.
Dazu bietet das nationale Netz auch BOS Funk-Optionen (Behörden und Organisation mit Sicherheitsaufgaben), was die reibungslose und abhörsichere Sprachkommunikation im Krisenfall sicherstellt.
Wie entwickelt sich das 450 MHz-Netz?
In den ersten Regionen Deutschlands ist der 450 MHz-Start noch im aktuellen Jahr geplant. Bis Ende 2025 soll das Netz dann bundesweit zur Verfügung stehen. Damit die flächendeckende Versorgung bis dahin gewährleistet ist, sind etwa 2.000 Funkstandorte erforderlich. Dabei wird jeder einzelne Funkstandort mit bis zu 3 Sektorantennen und bis zu 4 Richtfunkantennen ausgestattet sein. Erstere sorgen für eine flächendeckende Funkversorgung, während die redundanten Richtfunkanbindungen die Kommunikation zwischen den Funkstandorten und dem Backbone ermöglichen.
Ausfallsichere Funkausssichten für KRITIS-Betreiber
Die Aussichten für KRITIS-Betreiber sind ausfallsicher: Die 450connect GmbH hat mehrere langfristige Partnerschaften mit Funkmastbetreibern und Tower-Gesellschaften innerhalb und außerhalb der Energiewirtschaft vereinbart, um den Aufbau und die Bereitstellung von Funkstandorten sicherzustellen. Darüber hinaus wurden weitere Kooperationen abgeschlossen, um auch die Funksystemtechnik und das Netzwerkmanagement für das 450 MHz-Funknetz bereitzustellen.
Auch Axians unterstützt bereits einige Energieversorger bei der Planung und Realisierung von Funknetzstandorten für das 450 MHz-Netz. Sie möchten mehr darüber erfahren oder haben Fragen zum Thema? Zögern Sie nicht, mich jederzeit zu kontaktieren.