In einer Zeit, in der Begriffe wie Digitalisierung, Internet der Dinge oder Industrie 4.0 nahezu inflationsartig mit einigen bereits existierenden Use-Cases genannt werden, stellte sich mir die Frage: Wie kann und soll alles miteinander kommunizieren, wenn bisher jeder Marktteilnehmer sein eigenes Süppchen kocht, ohne sich auf eine Plattform, eine Oberfläche, ja einen Standard zu einigen?
Die Antwort bahnt sich gerade ihren Weg durch Entwicklungsabteilungen, Politik und Konzernvorstände. Sie heißt: IOTA! Diese Kryptowährung führt uns zu völlig neuen Möglichkeiten in Wirtschaft und Gesellschaft. Ich möchte Ihnen diesen Weg aufzeigen. Und was das mit dem bedingungslosen Grundeinkommen zu tun hat, erkläre ich Ihnen auch.
Die Grundidee von IOTA
IOTA wurde 2015 mit der Idee gegründet, die Grundlage für eine allumfassende Maschinenökonomie zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um den Austausch von Daten, sondern auch von Werten: „Maschinen bezahlen Maschinen“ war ein Hauptgedanke der vier Gründer. Versorgt beispielsweise ein Solarpanel das Elektroauto des Nachbarn mit elektrischer Energie, so wird untereinander automatisch mit der gleichnamigen Kryptowährung IOTA bezahlt. Die herstellende Industrie beispielsweise kann Ihre Erzeugnisse fälschungssicher validieren. Die Einsatzszenarien allein im Automobilbereich sind nahezu unbegrenzt. Welche Komponenten sind in meinem Fahrzeug verbaut worden (auch nachträglich)? Wurde der Kilometerzähler nachträglich verändert? Wie wurde das Fahrzeug gefahren/behandelt? Auf all diese Fragen bietet IOTA eine mögliche Antwort.
Grüne und kosteneffiziente Blockchain-Alternative
IOTA ist eine Kryptowährung mit Smart Contract Feature (automatisierte Verträge). Die Technologie dahinter ist allerdings keine Blockchain, sondern ein sog. Tangle. Dieser bezeichnet einen mathematisch hochkomplexen, direktgerichteten azyklischen Graph oder, einfacher gesagt, ein Netz welches sich durch fortführende Verknotung (Transkationen) erweitert. Im Gegensatz zu einer Blockchain ist dieser unendlich skalierbar. Der Vorteil: Je mehr Transaktionen versendet werden, desto schneller können diese bestätigt werden. Begründet wird dies durch eine einfache Bestätigungsregel: Für jede eigene Transaktion müssen zwei weitere, zufällig ausgewählte, bestätigt werden. Auch ist IOTA eine „grünere Technologie“: Ein energieaufwendiges Mining, durch das andere Kryptowährungen wie z.B. der Bitcoin stark in die Kritik geraten sind, entfällt.
Mikrotransaktionen im hundertstel Cent Bereich sind kosteneffizient abwickelbar. Somit können beispielsweise kleine Berechnungen, Informationen oder Energiemengen honoriert werden.
IOTA ist darüber hinaus Open Source und quantensicher (Winternitz-Einmal-Signaturverfahren).
Technische Möglichkeiten von IOTA
IOTA bietet aber noch mehr Möglichkeiten: Mit “Qubic“ können auch externe Daten, außerhalb des Tangles, in das System überführt und mittels Oracles validiert werden. Ein einfaches Beispiel hierzu: Temperatursensoren überwachen die Raumtemperatur, ein Sensor fällt aus oder wird gestört, z.B. durch erhöhte punktuelle Sonneneinstrahlung. Anstatt nun entsprechend zu regulieren, prüft das System erst die Plausibilität, d.h. die Werte der Sensoren werden verglichen und es wird eine Schlussfolgerung daraus gezogen. Dies lässt sich auf viele weitere Bereiche übertragen (z.B. Auswertung von Börsenwerten, Wahlergebnisse).
Qubic möchte es auch ermöglichen, Rechenleistung zur Verfügung zu stellen bzw. in Anspruch zu nehmen. Computer, die sich im Leerlauf befinden, können so beispielsweise Teile von Klimaberechnungen übernehmen, die eine Forschungseinrichtung benötigt. Im Gegenzug erhalten diese IOTA für ihre vollzogenen Berechnungen.
Außerdem gibt es bereits einen Data Marketplace, der es erlaubt Daten anzubieten oder zu kaufen. Dies kann bei der Auswertung komplexer Problemstellungen, wie z.B. Schwingungs- und Ausfallverhalten von Motoren und anderer Baugruppen, helfen. Oftmals fehlen für Studien breite Datensätze – diese können nun per Mausklick, falls vorhanden, beschafft werden. Spätestens seit Google wissen wir, dass Daten das “neue Öl“ sind.
Klingt wie eine Eierlegende Wollmilchsau – schauen wir uns einmal an was dahinter steckt.
Vertrauen wird geschaffen
Hervorzuheben ist, dass IOTA sich einen Stiftungsstatus in Deutschland erarbeitet hat – der ersten Foundation überhaupt im kritisch betrachteten Kryptobereich. Somit haben wir es mit einer Non-Profit-Organisation zu tun, die jährlich unter harten Auflagen geprüft wird.
Einige namenhafte Industrievertreter, u.a. Johann Jungwirth (EVP of Mobility Services Volkswagen Group of America) und Dr. Rolf Werner (ehem. Geschäftsführer Fujitsu Central Europe) haben sich IOTA angeschlossen und helfen mit Ihrer Expertise das Großprojekt voranzubringen.
Außerdem wird politische Akzeptanz großgeschrieben. So waren beispielsweise Meetups mit Politikern auf Bundesebene von Erfolg gekrönt und brachten neben großem Interesse an der neuen Technologie auch eine Einladung in das Bundeskanzleramt und zum Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung ein.
The Next Big Thing?!
Zahlreiche Partnerschaften zeigen schon jetzt das Potential auf. So kündigte kürzlich VW für 2019 das erste Auto mit IOTA Technologie an.
Auch Bosch ist als offizieller Partner gelistet, wenn auch vorerst nur ein Außenbüro in Chicago. So wurde sich bereits für eine höhere Geldsumme mit IOTA eingedeckt.
Fujitsu möchte sogar dazu beitragen, dass IOTA zu einem Industriestandart erklärt wird. Erste Konferenzen diesbezüglich wurden schon gehalten. Zudem ist es unter der Prämisse des unendlich skalierbaren Informations- und Wertetransfers in der IoT-Welt einzigartig und hat keinen direkten Konkurrenten. Sichtbar wird dies durch die Tatsache, dass IOTA als einzige Plattform angetreten ist, um sich als potentiellen Standard prüfen zu lassen.
Hier eine Auswahl weiterer Partner:
- Deutsche Telekom
- Samsung
- Huawei
- Cisco Systems
- UNOPS (UN Sonderorganisation)
Sollte die Technologie die Erwartungen erfüllen, werden die Konnektivitäten steigen.
Noch ein weiter Weg zu gehen
IOTA steht noch relativ weit am Anfang. Erste Prototypen wurden gezeigt, angefangen von einer Ladestation für Elektroautos, über eine industrielle Fertigungsstrecke von Stanzteilen der RWTH Aachen bis hin zu einem Handvenenscanner, der als Access Point für Zutritte, Zahlungen, Fahrscheine, digitale Authentifizierungen, usw. dienen soll.
IOTA soll die Automatisierung ganzer Industriezweige, inklusive direktem Zahlungsverkehr, ermöglichen. Theoretisch kann jeder Prozess darauf abgebildet werden.
Beispiel für den Einsatz von IOTA
Ein Beispiel, das ich mir gut für die Automatisierung des Straßenbaus vorstellen kann. In Zeiten, in denen das Personal immer knapper wird, aber die Baustellen immer größer und langatmiger, käme eine solche Entwicklung gerade recht. Das autonome Fahren findet den Weg auf die Straße. Künstliche Intelligenz kann heute schon Situationen erkennen und bewerten. Die Robotik entwickelt sich immer schneller. IOTA würde sich ideal als Plattform eignen, um die Arbeiten zu koordinieren und einen direkten Austausch der Werte zu ermöglichen.
So können beispielsweise Transportfahrzeuge von Subunternehmern für die Anlieferung von Material an den Asphaltfertiger direkt bezahlt werden. Sowohl Nachweise als auch Arbeitsweise und Dokumentation werden direkt erbracht und auf dem Tangle festgehalten. Die aktive Verwaltung der Baustelle kann so kosteneffizient vereinfacht werden.
Es wäre dann möglich einen definierten Teil davon als Steuer abzuführen. Demnach könnte dies nicht nur ein aktiver Teil unserer Wirtschaft, sondern auch des staatlichen Finanzapparats werden und diesen sowie unsere Gesellschaft stützen.
Kritiker halten einer Idee wie IOTA vor, sie würde Arbeitsplätze zerstören. Sie schafft es jedoch in anderen Bereichen völlig neue Berufe wie Entwickler, Krypto-Ökonomen oder Service-Dienstleister zu schaffen.
Wenn man die Idee weiterdenkt, dann könnten Maschinen eines Tages theoretisch auch die komplette Wirtschaft betreiben, sämtliche Steuereinnahmen übernehmen und die Bevölkerung versorgen. So würde mit IOTA auch die Wahrscheinlichkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens steigen. Dies ist kein selbstgestecktes Ziel der Technologie und Stiftung. Wenn ich mir den immer schneller voranschreitenden Fortschritt ansehe, ist es aber ein interessantes Gedankenspiel. Lassen Sie uns gern darüber diskutieren.